Einen ungewöhnlichen Weg beschreitet in diesem Jahr der „Rat der Religionen“ in Stuttgart, um den Dialog unter den in der Landeshauptstadt vertretenen Religionsgemeinschaften erfahrbar zu machen: Er hat die interreligiöse Konzertreihe „Wie klingt, was du glaubst?“ ins Leben gerufen.
Deren Intention ist, mit Liedtexten zu vermitteln, was die Mitglieder der jeweiligen Religionsgemeinschaft glauben, mit Musik die Menschen zu berühren und zu erfreuen, durch das gemeinsame Genießen der Konzerte interreligiöse und kulturelle Beziehungen beim Konzertpublikum zu fördern und durch die Veranstaltungen das Verständnis füreinander zu vertiefen.
Wie dies gelingen kann, wurde im Konzert am Sonntag, dem 16. Juli 2023, im Alevitischen Kulturzentrum in Stuttgart-Bad Cannstatt deutlich.
Die interreligiöse Konzertreihe sieht vor: An drei Sonntagabenden im Jahr stellen sich jeweils drei der Stuttgarter Religionsgemeinschaften in einem gemeinsamen Konzert vor.
Gastgeber am 16. Juli war die Alevitische Gemeinde Deutschland e V., Dachorganisation der in Deutschland lebenden, mehrheitlich aus Anatolien stammenden Alevitinnen und Aleviten. Da in der deren Tradition Chorgesang nicht wie bei den alt-katholischen und neuapostolischen Kirchengemeinden vorgesehen ist, trugen zwei Imame des VIKZ (Verband der islamischen Kulturzentren e.V.) singend Koranrezitationen vor, eine mit Übersetzung – ein beeindruckender Veranstaltungsteil.
Den überwiegenden Teil des Chorkonzerts gestalteten zusammen mit der Alt-Katholischen Gemeinde Musizierende der neuapostolischen Kirchengemeinden aus Stuttgart. Eine Bereicherung bildete der Stuttgarter „Trimum-Chor“, in dem Juden, Christen und Muslime miteinander Musik machen.
Die neuapostolischen Sängerinnen und Sänger ließen in ihren Liedern Gottvertrauen und Freude erklingen. Sie kündeten auch von Dankbarkeit für Gottes Liebe und Gnade und blickten auf die Wiederkunft Jesu Christi. Die Leitung der neuapostolischen Chorgruppe hatte Frederik Buß übernommen.
Christliche Wahrheit kam in ihrem Lied zum Ausdruck: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab“ (Text nach Johannes 3,16 / Musik Friedhelm Deis, 1930-2008). Darin konnten die alt-katholischen Christinnen und Christen – als interkonfessionelle Dialogpartner – ebenso einstimmen wie in das gesungene Bekenntnis „Der du für uns gestorben und auferstanden bist und uns ein Heil erworben, das unvergänglich ist“ (Chorbuch Nr. 307). Gerne sangen wiederum die neuapostolischen Christinnen und Christen mit bei deren Lied „Bei Gott bin ich geborgen“.
So heißt es im Lied, das als Ouvertüre von allen Mitwirkenden gemeinsam gesungen wurde. Und dies konnten die Konzertbesucher vom Teenager- bis zum Seniorenalter, die sich erwartungsvoll zum Konzert eingefunden hatten, in der Tat erleben. Sie bildeten ein interessiertes, aufgeschlossenes Publikum. Bei ihm fanden die Liedvorträge – darunter einige gemeinsame Lieder aller – ebenso Anklang wie die jüdischen und alevitischen Gebete und Einschübe („Beeindruckend, authentisch und mit Herz!“, so eine Stimme von vielen).
Sichtlich war man am anderen interessiert, es herrschte eine offene und herzliche Atmosphäre, und es kamen vor und nach der Veranstaltung beim gemeinsamen Essen viele gute Gespräche zustande. Im Publikum waren auch Geistliche anderer Kirchen, Mitglieder des „Rates der Religionen“ und auch Apostel Jürgen Loy, Leiter des Apostelbereichs Stuttgart.
In diesem Konzert am 16. Juli hat sich Musik wieder einmal als eine Sprache des Herzens erwiesen, die über Kultur- und Glaubensunterschiede hinweg anzurühren vermag.
So herrscht auch viel Vorfreude auf das Abschlusskonzert dieser interreligiösen Konzertreihe: Es findet am Sonntagabend, 26. November 2023, im evangelischen Bildungszentrum Hospitalhof in Stuttgart mit allen teilnehmenden Religionsgemeinschaften statt.